Welpen - Fibel
Eine Anleitung für Welpenkäufer ... schon vor dem Kauf
Der etwas andere Ratgeber für alle, die einen Welpen suchen und kaufen möchten.
14. Die Erziehung eines Welpen
Ich werde jetzt keine Anleitung geben, wie man einem Hund Sitz, Platz, Fuß, Komm oder Bleib beibringt, dazu gibt es viele gute Bücher auf dem Markt. Ich werde Ihnen nur etwas zu dem WIE sagen:
Von vorne herein möchte ich hier betonen, dass ich für schreiende, autoritäre, mit Zwang arbeitende und prügelnde und schlagende Hundeerzieher und Hundeausbilder nicht das Geringste übrig habe! Ich verabscheue und bedaure diese armen Menschen zutiefst!
Sie tun mir leid, obwohl sie das Mitleid nicht verdient haben, denn sie werden NIE erfahren, was es heißt, wenn mir ein Hund aus Liebe und Respekt folgt und meine Befehle ausführt! Diese Menschen können und werden nie begreifen, dass es in der Mensch–Hunde–Beziehung eine liebevolle Partnerschaft geben kann und muss.
Diese armen Hunde - Kreaturen, die ich manchmal auf Hundplätzen sehe, die schon einen Befehl gedankenlos ausführen, wenn ihr Herrchen sie nur anblickt, die sich vor lauter Angst nicht mal trauen ihre Position auch nur einen Millimeter zu verändern, die treiben mir die Tränen in die Augen.
Sicherlich mag es Hunde, egal welcher Rasse geben, die eine starke und Konsequente Hand und Führung brauchen. Aber dies hat nichts, absolut gar nichts mit Gewalt oder Brutalität zu tun! Jeden Hund, und ich betone es noch einmal ... JEDEN HUND kann man mit Liebe und Verständnis, mit Vertrauen in den Hund und zu sich selbst, mit gewaltloser und ruhiger Konsequenz erziehen!
Manch einer mag jetzt denken, ja die hat gut reden, die hat ja auch Collies, die sind ja sowieso leicht erziehbar und leichtführig. Ja? Meinen Sie? Ich hatte bevor ich im Jahr 2000 zum Collie kam immer nur Schäferhunde und Schäferhundmischlinge. Und lassen Sie sich gesagt sein, auch bei denen brauchte ich nie laut oder gar gewalttätig werden.
Das A und O in der Hundeausbildung ist RUHE und KONSEQUENZ.
Einen Befehl an einen Hund sollte man mit ganz normaler Stimme an den Hund geben können. Der Befehl bleibt ja gleich: „Sitz“ ist das Selbe Wort ob normal gesprochen oder gebrüllt.
Also fangen wir an mit der RUHE.
Das ist schnell erklärt. Wenn Sie Ruhe und Gelassenheit ausstrahlen, wird sich das auf Ihren Hund übertragen. Seien Sie gelassen und vermitteln Sie Ihrem Hund dadurch Ihre Stärke und Ihre überlegene Position, dann ist der Hund auch gelassen und wird auf Ihre überlegene Position als Rudelführer vertrauen. Er hat dann gar keinen Grund hibbelig und nervös zu sein. Sind Sie hektisch und schreien Sie rum, verunsichern Sie damit Ihren Hund. Er kann nicht nachvollziehen warum Sie hektisch sind und schreien. Hunde, die die Alpha-Position in einem Rudel innehaben, schreien ja auch nicht, und sie werden auch in einer brenzligen Situation nicht hektisch werden, sondern nur erst einmal aufmerksam die Situation beobachten und analysieren.
Also, der Hund kann Ihre Befehle umso besser verstehen und befolgen, je mehr Sie Ruhe bewahren und Souveränität an den Tag legen.
KONSEQUENZ lässt einen Hund am einfachsten lernen. Ohne Konsequenz kann man keinen Hund erziehen. Wenn Sie es an Konsequenz fehlen lassen, wird der Hund sehr schnell Ihre Position als geeignetster Rudelführer anzweifeln und selbst die Führung übernehmen wollen.
Bitte, so schwer es auch manchmal fallen mag, stellen Sie von Anfang an zusammen mit allen anderen Familienmitgliedern Regeln auf, an die sich auch jeder halten muss.
Wenn der Hund NICHT auf das Sofa darf, dann darf er bei keinem auf das Sofa! Nicht dass er bei Mama darf und bei Papa darf er nicht! Auch nicht heute darf er und morgen darf er wieder nicht!
Das kann kein Hund nachvollziehen. Entweder er darf, dann darf er immer, oder er darf nicht, dann darf er nie. Ihre Inkonsequent aus einmal dürfen und einmal nicht dürfen, legt Ihnen Ihr Hund als Schwäche aus! Sie demonstrieren ihm damit, dass Sie nicht in der Lage sind, Regeln, die Sie selbst aufgestellt haben, einzuhalten. Eine unhaltbare Situation für den Hund. Ein Hund als Alpha – Tier würde niemals von den Regeln im Rudel abweichen, und jede Abweichung eines Rudelmitgliedes würde sofort und unmissverständlich vom Rudelführer geahndet werden. Das erwartet der Hund auch von Ihnen als Rudelführer. Wenn Sie Ihre Regeln also selber brechen, sägen Sie damit selber den Ast ab, auf dem Sie als Anführer sitzen.
Kommt dann noch der Umstand dazu, dass Ihr Hund vielleicht etwas Dominanz zeigt, haben Sie es im Nachhinein doppelt schwer.
Fazit: Egal was der Hund darf oder nicht darf – er muss es immer dürfen oder nie dürfen.
Etwas zur Leinenführigkeit muss ich noch sagen. Ich sehe manchmal Szenen, da stellt es mir die Haare auf. Da würde ich dann am liebsten handgreiflich werden.
KLEINE WELPEN, DIE AN DER LEINE HINTER HER GEZOGEN WERDEN!
Hallo!?! Davon abgesehen, dass Sie Ihrem Hund dadurch nur ein schlechtes Gefühl zur Leine vermitteln, und er sich nur immer umso heftiger gegen dieses Ding um seinen Hals wehren wird, fügen Sie Ihrem Welpen damit Schmerzen und eventuell sogar ernsthafte Verletzungen an der Wirbelsäule zu!
Legen Sie sich doch mal ein weich gepolstertes Halsband um, und lassen Sie mal jemanden aus Ihrer Familie daran ziehen! Ist das angenehm? Selbst mit dem weichsten Halsband werden Sie diese Frage nicht mit Ja beantworten können. Nun stellen Sie sich auch noch vor, der Hund hat vielleicht eine Kette aus Stahl um ... umso schlimmer!
Solchen Welpen kann man es nicht verübeln, wenn Sie sich mit allen vier Pfoten gegen das Halsband und die Leine wehren. Wenn Sie mit der Zeit abstumpfen, und der Zug und der Druck auf dem Hals zum Normalzustand wird und der Hund es nicht lernt anständig, und ohne zu ziehen an der Leine zu gehen.
Die Verletzungsgefahr, die dadurch entsteht, wenn man einen Hund einfach hinter sich herzieht, wird viel zu viel unterschätzt.
Die Knochen, somit auch die Wirbel des kleinen Welpen, sind noch sehr flexibel und noch nicht ganz ausgehärtet, sie sind noch sehr empfindlich gegenüber äußerlichen Einflüssen und können sehr schnell gebrochen, angebrochen oder ausgerenkt werden. Stellen Sie mal die Zugkraft vor, die auf die kleinen Halswirbel einwirkt, wenn Sie einen Welpen, der sich mit allen vier Pfoten dagegen stemmt, hinter sich herziehen. Und stellen Sie sich auch mal vor, welche schmerzhaften Abschürfungen dies an den Pfoten verursachen kann. Hundepfoten sind einer empfindlichsten Körperteile des Hundes, da sie kein schützendes Fell haben, und die Pfoten eines Welpen haben auch noch nicht genügend Hornhaut entwickeln können um solch eine Belastung kompensieren zu können.
Nichts, kein noch so wichtiger Termin, keine noch so dringende Angelegenheit, rechtfertigt es einen Welpen hinter sich her zu ziehen. Wenn Sie Termine haben, oder schnell irgendwo hin müssen, nehmen Sie den Welpen entweder auf den Arm und tragen ihn, oder gehen Sie rechtzeitig los, oder besser noch, wenn Sie es denn schon so eilig haben, lassen Sie den Welpen in der Obhut der restlichen Familie zu Hause.
Halten Sie sich vor Augen, dass Sie mit dem Welpen spazieren gehen, um ihn etwas von seiner
neuen Heimat zu zeigen, damit er sein zukünftiges Revier kennen lernt. Sie gehen mit ihm spazieren, weil ER spazieren gehen lernen muss, und nicht SIE! Also warum sollten Sie es dann eilig haben? Es soll doch Ihnen beiden Spaß machen! Geben Sie Ihrem Welpen die Zeit die er braucht bis er weitergehen möchte. Tut er dies, dann loben Sie ihn tüchtig.
was macht es Spaß mit meinen Menschen draußen zu sein!
Wer kann schon einschätzen warum sich ein Welpe gerade jetzt hinsetzt und nicht mehr weitergehen will. Vielleicht hat ihn etwas beunruhigt, was Sie überhaupt nicht wahrgenommen haben. Vielleicht ist er einfach nur müde. Oder vielleicht hat er etwas schrecklich Interessantes gerochen, und war noch nicht fertig mit „Zeitung lesen“.
Wer kann das schon mit Sicherheit sagen? Ich kann Ihnen auf alle Fälle sagen, dass Sie Ihr Welpe damit mit Sicherheit NICHT ärgern oder provozieren möchte. Solche Verhaltensweisen sind Hunden vollkommen fremd. Diese äußerst negativen Charaktereigenschaften finden wir nur beim Menschen.
Niemand kann von sich behaupten, dass er seinen Hund vollkommen und immer versteht. Aber man kann sich ja schlau machen.
Sehr empfehlenswerte Bücher sind für mich das
Calming Signals Workbook von Clarissa von Reinhardt und Martina Scholz von Animal Learn Verlag und Calming Signals - Die Beschwichtigungssignale der Hunde von Turid Rugaas von Animal Learn Verlag
Auch für erfahrene Hundehalter sehr zu empfehlen, weil wir alle die Signale unserer Hunde manchmal gar nicht oder nicht mehr wahrnehmen, oder einfach mit anderen Dingen so beschäftigt sind, dass wir nicht mehr genau hin schauen. Obwohl doch genau dies unsere Verständigung mit dem Hund um so viel erleichtern würde.
Jetzt bin ich aber abgeschweift, hab ich so den Eindruck. Eigentlich war doch „Erziehung des Welpen“ das Thema. Nun ja, genauso genommen hat das ja auch mit der Erziehung des Welpen zu tun. Zu lernen, dass er Ihnen folgen soll – aber bitte ohne ziehen und zerren an der Leine.
Also weiter mit Ruhe und Konsequenz:
Meine Rasse, also die Collies, brauchen sowieso kein lautes Wort. Würde man einen Collie anschreien, erreicht man eigentlich nur, dass er sich entweder total zurückzieht und für nichts mehr aufnahmefähig ist, oder dass er sich vollkommen eingeschüchtert in ein Schneckenhaus verkriecht und auch nichts mehr aufnimmt.
Collies sind absolut sensible Hunde, die sich sofort auf den Gemütszustand ihres Herrchen oder Frauchen einstellen, sie erfühlen die kleine Gemütsregung.
Eine Bekannte hat den Collie auf ihrer Homepage so beschrieben:
„Der Collie ist kein Wunderhund, wie die Lassiefilme es ausdrücken. Er braucht wie jeder andere Hund, Erziehung, Anschluss, Auslauf und Aufgaben. Sein Wesen, seine Sanftheit und seine feine Art heben ihn, in eine höhere Region. Er ist eine wunderbare Mischung aus Familienhund, Sporthund sowie Schmusebär.
Ein Collie sieht dich an, als ob er fragen wollte! He, was ist los? Er ist weich, ruhig, macht auch Dich einfühlsam und besonnen Ich liebe ihr Wesen, ihre Freudigkeit sowie ihre Sensibilität. Sie sind immer bereit, immer aufmerksam, leicht zu Erziehen, mit Lob und Belohnung geht alles.“
Dem kann ich nur zustimmen. Mit Lob und Belohnung geht alles! Unerwünschtes Verhalten wird ignoriert, erwünschtes Verhalten wird belohnt.
Egal was Sie Ihrem kleinen Freund beibringen möchten, merken Sie nur folgende Punkte:
- Ruhe
- Konsequenz
- Lob
- Belohnung
Wenn Sie diese vier Punkte beherzigen, wenn Sie all Ihre Ausbildung und Erziehung des Welpen danach ausrichten, kann eigentlich gar nichts mehr schief gehen.
Beispiel: Wir sind ja noch ganz am Anfang, der Welpe ist ja gerade erst bei Ihnen eingezogen und Sie möchten ihm aber schon mal die allererste und einfachste Übung beibringen: Sitz.
Ich arbeite immer mit Hör- und Sichtzeichen gleichzeitig. So lernen meine Hunde von Anfang an, dass zu einem bestimmten Befehl auch ein Handzeichen gehört.
Zu Sitz gehört der erhobene Zeigefinger.
Rufen Sie Ihren Welpen, sagen Sie in freundlichem Ton „Sitz“ und zeigen Sie ihm den erhobenen Finger.
Am Anfang wird das natürlich nicht klappen. Drücken Sie ganz sanft mit der anderen Hand auf das Hinterteil des Welpen, so dass er sich setzt. Hat er das getan wird er ausgiebig gelobt und vielleicht mit einem Leckerchen belohnt. Wenn Sie dieses Spielchen 3-5 mal gemacht haben, wird Ihr Welpe wissen was gemeint ist und von alleine Sitz machen. Natürlich nicht in der Schnelligkeit, wie ein erwachsener Hund dies tut, ein Kleiner braucht schon manchmal etwas länger bis er einen Befehl ausführt. Bleiben Sie einfach ruhig, zeigen Sie ihm weiter den erhobenen Finger und warten Sie bis er sich setzt! Jetzt wieder überschwänglich loben und belohnen. Sie werden sehen, nach kurzer Zeit klappt das schon ganz gut.
Sie dürfen mit dem Welpen aber nicht zu lange üben. Das ermüdet ihn zu sehr und er verliert dann schnell die Lust. Fünf Mal, aber dann sollte es genug sein.
Wenn er diese Übung nach ein paar Tagen beherrscht zeigen Sie ihm nur noch den erhobenen Finger, reagiert er nach ein paar Sekunden nicht, sagen sie Sitz. Und wieder ein paar Übungstage weiter wird er sich nur auf Ihr Handzeichen hin setzen und auf sein Leckerchen und seine belohnenden Streicheleinheiten warten.
Alle Übungen und alle Befehle, können Sie Ihrem Hund mit dieser Methode schnell und einfach beibringen. Bei manchen dauert es etwas länger, andere lernen neue Befehle innerhalb eines Tages. Aber mit Geduld ist noch jeder zum Ziel gekommen.
Sollte Ihr Hunde einer derjenigen sein, die nicht immer sofort und auf der Stelle reagieren, sollten Sie einen Hund haben, der Sie anschaut und, man könnte fast meinen, überlegt, bevor er einen Befehl ausführt, verzweifeln Sie nicht und denken Sie auf gar keinen Fall, dass Ihr Hund weniger schlau wie andere ist!
Nachwort:
Ich bitte alle diejenigen Züchter und Leser dieses Büchleins um Entschuldigung und Vergebung, die sich vielleicht auf die Füße getreten fühlen, oder die mit mir nicht einer Meinung sind!
Aber mal ganz ehrlich: Wann sind wir denn schon alle einer Meinung?
Alles was Sie hier gelesen haben, ist einzig und allein MEINE EIGENE PERSÖNLICHE MEINUNG.
Es resultiert alles aus meinen Einschätzungen und Erfahrungen, die ich mit meinen und fremden Hunden gesammelt habe. Es kann durchaus sein, dass meine Aussagen mit wissenschaftlich fundierten und nachgewiesenen Erkenntnissen konträr gehen.
Aber auch die Wissenschaft hat nicht immer Recht und täuscht sich manchmal. Und „ausrechen“ kann man einen Hund sowieso nicht!
Liebe Deinen Hund um seiner selbst willen ... und Du wirst mit ihm glücklich werden!
Quellen der im Text genannten Bücher und Websites
www.barfworld.com
Dr. Billinghurst „Give your dog a bone“
Tom Lonsdale “Raw Meaty Bones” (Rohe Fleischige Knochen)
B.A.R.F. - Artgerechte Rohernährung für Hunde. Ein praktischer Ratgeber von Sabine L. Schäfer
Calming Signals - Die Beschwichtigungssignale der Hunde von Turid Rugaas von Animal Learn Verlag
Calming Signals Workbook von Clarissa von Reinhardt und Martina Scholz von Animal Learn Verlag